Schutzschirm – nicht für uns

25.08.2020

Diesen kleinen Beitrag schreibe ich aus Frankreich.

Das Coronavirus hat unser Nachbarland wesentlich härter getroffen als Deutschland. Auch die Zahnärzte hatten hier ein Problem: Es wurden von staatlicher Seite die Praxen geschlossen. Eine Maßnahme, die in Deutschland glücklicherweise nicht ergriffen wurde. Und das, wie wir heute wissen, bislang mit keinerlei gesundheitlichen Nachteilen für das Team und seine Patienten. Die Zahnärztinnen oder Zahnärzte, die eine Coronavirus-Infektion erlitten, haben sich allergrößter Wahrscheinlichkeit nach nicht während ihrer beruflichen Aktivität infiziert. 

In Deutschland war es den Praxisinhabern überlassen, sich zu organisieren. In kollegialer Abstimmung wurde in der Regel eine Art Notdienst eingerichtet. Das hat sich bis heute bewährt und die zahnärztliche Versorgung sichergestellt. Dafür sei an dieser Stelle allen Akteuren gedankt. 

Allerdings musste unsere Berufsgruppe erstaunt, später enttäuscht und noch später voller Ärger feststellen, dass wir gleich mehrfach von staatlicher Seite vergessen wurden. Offenbar sind wir in der Politik einfach nicht auf dem Schirm, wenn es mal ernst wird.

Zum ersten Mal vergessen wurden wir bei der Bereitstellung von Schutzausrüstung. Das, was sich in diesem Zusammenhang abspielte, war einfach nur lächerlich und unwürdig.

Beim zweiten Mal traute man uns offenbar nicht zu Rachenabstriche durchzuführen, denn anders kann ich mir nicht erklären, weshalb für diese Aufgabe Tierärzte und Physiotherapeuten in Betracht gezogen wurden, Zahnärztinnen und Zahnärzte aber nicht.

Das dritte Mal: beim Schutzschirm. Bei der ersten Runde wurden wir vergessen. Als das bemerkt wurde, vertröstete man uns auf später mit dem Hinweis, man wollte die Regelungsdichte gering halten. Wir wissen, was daraus wurde: quasi ein zinsloser Kredit, den diejenigen. die sowieso schon bis zur Rente verschuldet sind, ganz sicher nicht auch noch brauchten.

Zum vierten Mal wurden unsere spezifischen Bedingungen bislang bei jeder RKI-Runde zu ambulanten Hygienerichtlinien schlicht vergessen. 

Liebe Politiker, was müssen wir tun, damit Ihr uns als Partner im Gesundheitswesen ernst nehmt?Das Mittelalter ist vorbei, wir arbeiten nicht mehr auf dem Jahrmarkt, wir haben Medizin studiert. Dentisten gibt es schon lange nicht mehr. Wir sind ZahnÄrztinnen und -Ärzte! 

Autor

Dr. Matthias Stumpf

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